Während vielerorts die Tafeln am Rand der Belastungsgrenze und Zumutbarkeit arbeiten, gibt die Dessauer Einrichtung ein positives Feedback. „Wir haben ausreichend Lebensmittel, so dass wir die Kisten unserer Kunden jeden Tag gleich gut füllen können“, berichtet die stellvertretende Tafelchefin Franziska Paul. Richtige Durststrecken hätten sie noch nicht gehabt. „An Tagen, wo weniger da ist, füllen wir die Kisten aus unserem Lagerbestand auf.“
Wie groß der Aufwand ist, um täglich ausreichend Lebensmittel zu haben, umschreibt Paul mit folgenden Worten: „Wir haben ein große Netz an Supermärkten, die wir anfahren können.“
Es läuft also gut im 20. Jahr des Bestehens der Dessauer Tafel. „Wir haben es geschafft, dass die Einrichtung in der Stadt wahrgenommen wird“, sieht es Paul. Das war nicht immer so. Viele Jahre kämpfte die Tafel für sich allein, ohne nennenswerte Unterstützung der Stadt und ausschließlich im Ehrenamt. Das hat sich in der Coronazeit geändert.
Dank einer Kooperation der Stadt mit dem Verein „Wir mit Euch“ als Träger der Tafel und dem Jobcenter konnten drei hauptamtliche Stellen geschaffen werden. „Hier wird eine so wertvolle Arbeit für unsere Bürger geleistet, da können wir uns als Stadt dieser Verantwortung nicht entziehen“, blickt die Sozialbeigeordnete Eter Hachmann auf die Arbeit. „Ich habe großen Respekt vor dem, was hier geleistet wird für die bedürftigen Mitmenschen unserer Stadt. Dafür danke ich“, sagte sie beim gestrigen Vor-Ort-Besuch.
Foto: Schüler
Finanziert aus der Förderrichtlinie Soziales begleicht die Stadt die ungedeckten Personal-und Sachkosten für zwei Arbeitskräfte, die über das Teilhabe- und Chancengesetz des Jobcenters beschäftigt werden. Eine davon ist Franziska Paul. Ihre Maßnahme läuft im Februar 2025 nach fünf Jahren aus. Und dann? „Dann sehen wir uns als Stadt in der Pflicht, denn für diese Tätigkeit braucht es das Hauptamt“, positioniert sich Eter Hachmann klar. Unterstützung geben seit dem 1. April acht Ein-Euro-Jobber und rund 25 Ehrenamtliche.
Bärbel Diedzun ist eine von ihnen. Die 69-Jährige ist seit 2008 dabei. Damals sei sie selbst Kundin bei der Tafel gewesen und sei von Roswitha Hanke angesprochen worden, ob sie nicht helfen wolle. „Hier kann ich etwas Sinnvolles tun und treffe zudem nette Menschen“, sagt die alleinlebende Rentnerin. Auch Rita Schleif ist seit 15 Jahren dabei. Sie begann mit einem Praktikum für eine AB-Maßnahme. Und blieb hängen. „Es hat alles gestimmt, also bin ich dabei geblieben“, sagt die 60-Jährige, die wie ihre Mitstreiterin in ihrem Tun nichts Besonderes sieht. „Wir machen es halt.“
Rund 1.200 Kunden werden von der Tafel versorgt. Damit ist die Kapazitätsgrenze erreicht. „Mehr schaffen wir nicht, mehr gibt auch die Lager- und Raumkapazität unseres Gebäudes nicht her“, macht Tafelchef Andreas Lohpens deutlich. Vor allem Alleinerziehende, Jugendliche und Senioren meldeten Bedarf an. Es gibt eine Warteliste. „Wir versorgen ja jetzt wöchentlich, wenn wir auf einen 14-tägigen Rhythmus umsteigen würden, könnten wir mehr Kunden aufnehmen“, sucht Franziska Paul nach einer Lösung, wie die Warteliste abgebaut werden könnte. Doch Klarheit hat sie noch nicht.
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Denn nicht nur in der Wasserstadt werden Bedürftige versorgt. Ausgabestellen betreibt die Tafel auch am Zoberberg und in Roßlau. Ebenso unterstützt die Tafel den Franztreff, das Frauenhaus, die Obdachloseneinrichtung sowie Schulen mit Lebensmitteln. Die Einrichtung wirkt also in die Stadt und ist fester Bestandteil ihres sozialen Netzwerkes.
Darin sieht Franziska Paul auch den Grund dafür, dass das Spendenaufkommen für die Tafel seit Jahren sehr hoch ist. „Wir erhalten auch viele kleine Beträge von Privatpersonen, was uns ganz besonders freut und auch anrührt“, sagt sie. Viele Senioren gäben von ihrer schmalen Rente etwas ab. „Wir freuen uns über jeden Euro, denn mit den Spenden finanzieren wir unsere Transporter, ohne die wir gar nicht bestehen könnten.“ Aufgrund des hohen Spendenaufkommens kann die Tafel ein altes reparaturanfälliges Kühlfahrzeug ersetzen.